KOSTEN ATOMAUSTIEG

DER RÜCKBAU ALLER BESTEHENDEN ATOMRAFTWERKE IST UNVERMEIDBAR
JE FRÜHER ER BEGINNT DESTO BILLIGER

Je früher mit dem Rückbau begonnen wird, desto billiger wird er

Die Rückbaukosten fallen in jedem Fall an, und zwar unabhängig davon, ob neue Anlagen je gebaut werden oder nicht, sie sind unvermeidbar. Völlig offen ist auch, inwiefern die heutigen Kostenschätzungen zutreffend sind.

Fazit: Je früher mit dem Atomausstieg begonnen wird, desto billiger wird er, denn dadurch fällt weniger Atommüll an. Dies bei zunehmender Sicherheit für die Bevölkerung.

Einschüchterungspropaganda: Drohen mit horrenden Entschädigungsforderungen

Die Schweizer Stromproduzenten haben sich schon früh als kantonale oder überkantonale staatliche oder halbstaatliche Monopolisten etabliert. Deshalb ist es ihnen auch entgangen, dass sich auf dem deutschen Strommarkt mit neuen Wind- und Solarstromproduzenten eine starke Konkurrenz etabliert hat. „Nun sage mir einer, wie wir das 2009 hätten voraussehen können“ klagt Hans Schweikhardt, Doyen der Schweizer Strombranche, in der NZZ 29. April 2016. Damals drohte die Branche der Bevölkerung noch mit einer Stromlücke. Jetzt, wo die Branche mit einer Stromschwemme zu kämpfen hat, droht sie noch immer: Mit dem Risiko eines landesweiten Blackout. Und im Hinblick auf die Ausstiegsinitiative sieht Economiesuisse „… horrende Forderungen auf den Bund zukommen“ (NZZ 22. Juli 2016). [Es] seien allein für Leibstadt und Beznau Forderungen von ein bis zwei Milliarden pro Werk zu erwarten“. Es handle sich um Entschädigungsforderungen für entgangene Gewinne. Da die Atomkraftwerke der Schweiz zur Zeit defizitär arbeiten (siehe Thema Wirtschaftlichkeit), fällt die Drohkulisse der Economiesuisse: „Horrende Entschädigungsforderungen für entgangene Gewinne“ in sich zusammen. Die SRF News vom 31. Mai 2016 titeln entsprechend pointiert: „Heisse Luft aus AKWs – die leeren Drohungen der Stromkonzerne“.

Unvermeidbar: Die Kosten für Rückbau- und Entsorgung fallen so oder so an

Wenige Jahrzehnte nach der Verkündigung des Atomzeitalters in den 1960er Jahren mehren sich die Anzeichen von dessen unrühmlichem Ende. Unabhängig davon, ob je neue Atomkraftwerke die alten ersetzen werden, bilden die Kosten für die Abschaltung sowie für den Rückbau der Anlagen der ersten AKW-Generation ein unkalkulierbares finanzielles Risiko. Dieses würde noch erhöht, wenn z.B. Nachrüstungen von französischen Altreaktoren aus Versorgungs- oder Sicherheitsgründen notwendig würden. Abhängig vom angepeilten Sicherheitsniveau beliefen sich die Kosten, gemäss WISE-Paris, auf 400 Million für schlechte, 1.4 Milliarden für mittlere und 4.4 Milliarden für gute Nachrüstsicherheit pro Atomkraftwerk. Frankreich betreibt zur Zeit noch 58 Atomkraftwerke.

Allfällige Nachrüstinvestitionen verringern die Stilllegungs- und Rückbaukosten nicht. Darüber, wie hoch die Rückbaukosten zu veranschlagen sind, wird heftig debattiert. So schreibt die Deutsche Tagesschau am 25. Juli 2016: „Allein der Rückbau des ehemaligen DDR-Kraftwerks bei Greifswald – ursprünglich mit 3,2 Milliarden Euro veranschlagt – dürfte mindestens 6,5 Milliarden kosten.“. In Deutschland sind noch 25 Reaktorblöcke in Betrieb. Die Deutsche Bundesregierung rechnet insgesamt mit Rückbau- und Entsorgungskosten von 170 Milliarden. Aktuelle Schätzungen für den Rückbau aller Schweizer Atomkraftwerke sollen erst Ende 2016 vorliegen. Die Schätzungen aus dem Jahre 2011 betragen ca. 21 Milliarden Franken.